Amiga 500 restaurieren
Ich zeige euch hier wie man alte Rechner wie den Amiga 500 restaurieren kann. Im letzten Artikel habe ich euch bereits einen kleinen Einblick in vintage computing gegeben. Nun geht es ab in die Praxis. Ich zerlege einen gebrauchen Amiga 500 und bringe ihn wieder auf Vordermann.
Amiga 500 restaurieren
Der Amiga 500 Computer ist eine recht gute Hardware um mit vintage computing zu starten. Oft findet man noch einen am Dachboden, auf Flohmärkten oder zwischen 50 und 100 Euro auf Ebay oder anderen Onlinemarktplätzen. Der Rechner wurde dermaßen oft verkauft und ist so robust, dass die meisten heute noch funktionieren und sehr häufig gehandelt werden. Eine ebenso gute Alternative wäre ein C64.
Bestandsaufnahme
Hat man sich also einen Jahrzehnte Alten Rechner besorgt sollte man erst einmal eine Bestandsaufnahme machen. In der Regel soll geprüft werden ob der Rechner noch läuft. Beim Amiga 500 geht das wie folgt:
- Rechner ans Netzgerät anstecken und dieses anschließen. Es sollte die Power LED leuchten.
- Nun legt man eine Diskette in das Diskettenlaufwerk. Sofern die Disk LED leuchtet und das Laufwerk klickt und rattert hat man die Funktionen getestet.
- Sofern man ein passenden Monitor oder einen Scart Adapter kann man auch die Ausgabe am Monitor prüfen (Optional)
Sofern der Rechner noch funktioniert (wovon ich ausgehe) müssen wir dessen Substanz prüfen. Ich habe von meinem Modell einige Fotos gemacht:
Wie man recht gut erkennen kann ist das Gehäuse außen teilweise stark verdreckt. Die alten Amiga Rechner waren grau – ein spezielles Amiga-Grau. Der Kunststoff hat leider die negative Eigenschaft im Laufe der Zeit zu vergilben. Die Meisten alten Rechner sind deshalb gelblich verfärbt. An den Fotos wird das insbesondere an der Tastatur sichtbar. Lichteinfall beschleunigt die Verfärbung, weshalb mein Gerät auf einer Seite stärker verfärbt ist. Dank der Staubschutz Abdeckung wurde aber der Amiga auf der Oberseite geschützt.
Neben dem Gilb sammeln sich über Jahre auch alle möglichen Formen von Dreck an. Man sieht das besonders am Diskettenlaufwerk und rund um die Tastatur.
Zerlegen
Bevor man mit der Reinigung beginnt muss man möglicherweise eine Entscheidung treffen. Mein Amiga 500 war noch original versiegelt. Manche Verkäufe erhoffen sich aus original versiegelten Amiga Computer einen höheren Gewinn. Tatsache ist aber, dass die Garantie schon lange erloschen und die Firma Commodore in Konkurs gegangen ist. Ich habe das Siegel entfernt um das Gehäuse für die Reinigung komplett zu zerlegen. Falls man das nicht möchte ist nur eine schonende oberflächliche Reinigung möglich.
Bevor man mit der gründlichen Reinigung beginnen kann muss man das Gehäuse öffnen. Das geht über mehrere Schrauben an der Unterseite. Man benötigt dafür nur einen Kreuzschraubenzieher. Man dreht nun vorsichtig alle Schrauben heraus. Beim ersten Öffnen sollte man möglichst vorsichtig sein. Sind alle Schrauben entfernt kann man das Oberteil des Gehäuses hochheben. Es wird aber innen durch Klips festgehalten. Zieht man falsch, brechen diese Halterungen.
Im Inneren muss man zuerst die Tastatur abstecken. Das geht am besten mit einem mäßig starken Zug am Kabel. Die Tastatur ist mit einem Stecker am Board befestigt. Ist das Kabel gelöst, kann man die Tastatur einfach nach oben herausschieben. Nun folgt das Schutzblech. Dieses ist an mehreren Stellen angeschraubt und mit Klemmen aus Blech befestigt. Die Schrauben sind schnell entfernt, bei den Klemmen muss man diese vorsichtig umbiegen. Biegt man diese zu oft hin und her brechen Sie ab. Das Schutzblech kann man danach einfach noch oben ziehen.
Zuletzt kann man noch das Diskettenlaufwerk abstecken, abschrauben und entfernen. Das Board lässt sich mit etwas ruckeln herausnehmen. Achtung: falls eine Zusatzkarte angesteckt ist, sollte man diese zuerst herausziehen, ansonsten kann man das Board noch oben hin nicht herausheben.
Reinigung
Ich habe meinen Amiga 500 nur recht vorsichtig gereinigt. Im Gehäuse befindet sich meist viel Staub, diesen kann man einfach wegblasen. Mit einer alten Zahnbürste kann man recht gut Ecken und Rillen von Staub und Schmutz reinigen. Die Plastikteile (oberes und unteres Gehäuse) lassen sich recht gut mit Spülmittel und Schwamm putzen. Achtung: bitte keinen Scheuerschwamm verwenden, das würde das Plastik zerkratzen. Dreck und Ablagerungen lassen sich so sehr gut entfernen. Das was bleibt ist der Gilb. Bei der Tastatur kann man mit mäßiger Feuchtigkeit die Tasten auch gut putzen. Falls man nicht gut dazu kommt lassen sich alle Tasten auch entfernen und zum Beispiel im Geschirrspüler reinigen. In meinem Fall war das aber nicht erforderlich.
Lackieren
Ich war mit dem Ergebnis vom gereinigten Amiga 500 nicht überzeugt. Auf diversen Foren werden richtige Kunstwerke von selbst lackierten Gehäusen ausgestellt. Lackieren ist an sich recht einfach, deshalb wollte ich den Rechner optisch auf den neuesten Stand bringen. Im Baumarkt gibt es eine große Palette an verschiedenen Lackfarben die auch für Kunststoffe geeignet und nicht sehr teuer sind. Ich habe mich für schwarz entschieden.
Da der Amiga 500 bereits zerlegt war, habe ich mir die Gehäuse Teile geschnappt und diese an der frischen Luft schwarz lackiert. Ich habe das Typenschild vor dem Lackieren entfernt und danach wieder aufgeklebt. Das Typenschild lässt sich mit einem Föhn entfernen. Ich habe das sicher 10-15 Minuten mit der maximalen Stufe (ein normaler Föhn für die Haare!) erhitzt. Irgendwann war der Kleber weich und ich konnte das Schild ablösen.
Nach ca. 24 Stunden ist der Lack komplett durchgetrocknet. Man kann nun noch eine zweite Schicht auftragen, falls man nicht gründlich genug war. Eine Alternative wäre auch Klarlack als 2. oder 3. Schicht. Laut einigen Foren Posts ist das erforderlich, damit der Lack nicht abfärbt. Ich habe darauf verzichtet. Bis heute hält der Lack und färbt auch nicht ab. Meiner Meinung nach bringt eine Klarlack Schicht nur eine etwas besser spiegelnde und glänzende Oberfläche. Mein Rechner ist matt schwarz. Das fertige Ergebnis:
Tastatur
Meine Tastatur ist noch immer vergilbt und passt aktuell noch nicht zum restlichen Rechner. Für die Tastatur haben wir unterschiedliche Möglichkeiten:
- Tasten einzeln lackieren
das ist recht mühsam. Das Problem: man verliert die Beschriftung. In diesem Fall müsste man sich Aufkleber besorgen. Es gibt genug für alle möglichen Farben, spezielle Amiga Folien sind aber kaum zu bekommen. - Gilb von Tasten entfernen
eine weiße Tastatur würde auch sehr gut zum schwarzen Rechner passen. Es gibt diverse Bleichmittel, mit denen man angeblich den Gilb komplett entfernen kann. Die Tasten könnte man heraus nehmen und in ein solches Mittel einlegen. - Tasten tauschen
es gibt schwarze Amiga Tastaturen. Diese sind leider super selten und teuer. Ein Austausch aller Tasten wäre die perfekte Lösung
Ich habe mich noch nicht entschieden. Mal sehen, vielleicht in den nächsten Wochen. Ich werde darüber berichten!
Fazit
Es macht viel Spaß einen alten Amiga 500 zu reinigen und zu restaurieren. Der große Vorteil der Amiga 500 er Reihe ist seine Robustheit. Man bekommt bereits einen für wenig Geld. Mit etwas Aufwand und Geschick erstrahlt dieser Retro Rechner bald in neuen Farben und schaut aus wie neu. Es gibt wahre Kunstwerke da draußen.
Ein schöner Artikel , super : )
Ich habe mir heute in einem Berliner Spieleladen tatsächlich einen Amiga 500 erworben(mit Netzteil, Maus, Joystick und gefühlte 100 Disketten), wo das Gehäuse das typische Amiga grau/weiß hat, die Tasten jedoch vergilbt sind. Im Laden wurde er ausgiebig getestet, sowie einige Disketten.
Zwar habe ich für meinen Amiga 1200 bereits eine Amiga Ecke eingerichtet, aber der A500 passt bestimmt auch noch dazu , wenn ich Ihn gereinigt habe.
Weiter so mit den tollen Artikeln!
Danke für deinen Beitrag. Freut mich! Ich wünsche dir viel Freude mit dem alten Teil. Wenn du Ideen für Artikel hast kannst du gerne wieder schreiben. Ich bin aktuell dabei so ca. 120 Disketten die ich mir letztens gekauft hatte zu reviewen. Da ist jede Menge interessante Software dabei.
Dank Kickstarter kampagne kannst du dir gleich eine neue Tastatur zulegen in der wunschfarbe
Hey, ja hab ich gesehen. Weißt du wo man die aktuell kaufen kann? Ich finde da leider nur was für den A1200.