C64 – IC sockeln
Für mein aktuelles Projekt musste ich auf meinem C64 einen der IC sockeln. In diesem Artikel zeige ich euch eine Anleitung wie man so einen Eingriff in die Hardware erledigt und welche Erfahrungen ich gemacht habe.
C64 – IC sockeln
Bevor man die Hardware eines über 30 Jahre alten Rechners verändert, sollte man sich über die Gefahren bewusst werden. Mit einem 400° Celsius heißem Lötkolben kann man den C64 kaputt machen. Jeder Schritt sollte gut überlegt sein. Wenn man weiß was man tut, ist das aber kein Problem. Man sollte aber nicht auf einem mehrere 100€ teuren Board die ersten Lötversuche unternehmen!
Richtigen IC finden
Für mein Projekt muss ich den IC mit der Beschriftung U4 tauschen. Bei einer näheren Begutachtung vom Board ist ersichtlich, dass sich dieser in Gesellschaft ähnlicher ICs mitten am Board befindet. Man erkennt gut, dass alle Bausteine fix verlötet sind:
Genauere Informationen über die einzelnen Bausteine gibt es auf der C64 Wiki Seite der Hauptplatine. Dort ist ersichtlich, dass es sich bei U4 um den Kernal ROM Chip handelt. Der Kernal selbst ist der Kern des Betriebssystems und für den Systemstart verantwortlich. Meine Erweiterungsplatine erlaubt durch einen größeren programmierbaren EEPROM Speicher die Umschaltung zwischen mehreren unterschiedlichen Kernals.
IC aus dem C64 Board herauslöten
Soll ich es wagen und das originale C64 Board verändern? Ja, ich habe mich getraut! Es war sogar einfacher als gedacht, aber eines nach dem anderen. Wir brauchen:
- Lötkolben
- Lötzinn
- Lötpumpe
- Geduld und Fingerspitzengefühl
Zu große Hitze kann Board und ICs zerstören, zu geringe Hitze lässt das Lötzinn nicht gut schmelzen. Wir müssen nun die optimale Arbeitsweise finden. Wir arbeiten auf der Rückseite des Boards. Mit dem Lötkolben machen wir das Zinn eines Lochs heiß, dann nehmen wir schnell die aufgezogene Lötpumpe und ziehen das Material heraus. Eventuell hilft es zuvor etwas neues Zinn aufzutragen. Meist klappt das nicht beim ersten Mal, man muss es öfters probieren. Das wiederholen wir für (in meinem Fall) 24 Pins.
Der schwierigste Teil ist nun, den IC Baustein zu entfernen. Meist hält er auch dann noch fest, wenn gefühlt das komplette Zinn entfernt ist. Die Pins können auch umgebogen sein und den Baustein so festhalten. Jetzt ist Geduld und Fingerspitzengefühl gefragt. Man muss etwas Kraft anwenden und den Baustein hin und her wackeln und sanft ziehen. Man darf aber nicht zu viel Kraft anwenden, denn sonst können die Pins abreißen und der Baustein wäre nicht mehr zu gebrauchen. Ich konnte durch viel Mühe den ROM Baustein ohne sichtlichem Schaden entfernen….Phu.
Sockel einlöten
Der Rest ist nun trivial. Durch die freie Lochung steckt man den neuen Sockel. Ich habe mir dafür extra einen passenden online bestellt. Die Pins lötet man am besten wieder von der Rückseite ein, wenn man den Sockel von der Vorderseite gleichmäßig aufs Board drückt ist dieser danach gerade und ohne Abstand am Board fixiert.
Es muss nur darauf geachtet werden, dass die einzelnen Pins durch das Lötzinn keine Verbindung haben und es keine kalten Lötstellen gibt. Das Foto zeigt den erfolgreich angebrachten Sockel und daneben den ausgelöteten Kernal ROM. Nun kann der erste Test starten.
Board testen
Bevor man nun abschließt, muss das Board noch getestet werden. In meinem Fall ist das einfach, da der ausgelötete Kernal ROM ja nicht kaputt war. Ich stecke diesen also in den neu angelöteten Sockel und starten den C64. Es sollte nun ganz normal das Basic starten und die Tastatureingaben müssen funktionieren. Um ganz sicher zu gehen, kann man auch noch eine Software von Datasette oder Floppy Laufwerk laden und testen.
Was ist ein IC und ein IC Sockel?
Mein C64 Board sieht wie folgt aus:
Man erkennt das Motherboard in grün. Auf diesem befinden sich zahlreiche schwarze Rechtecke. Das sind die ICs (elektronische Bauteile wie RAM, CPU, Register, usw.) welche in meinem Fall fix auf dem Board verlötet sind. Bei den frühen C64 Boards war das der Fall, bei neueren wurden Sockel (Fassungen) aufgelötet und die ICs nur aufgesteckt.
Warum sockeln?
Gesockelte Bausteine haben einen großen Vorteil: der Computer ist einfacher wartbar. Man kann die ICs ohne Lötkenntnisse tauschen. So kann man defekten RAM herausheben und einen neuen einstecken, die CPU durch eine leistungsfähigere tauschen oder beim Amiga eine aktuellere Workbench (das Betriebssystem ROM) einsetzen.
In meinem Fall ist der Grund folgender. Ich habe eine Erweiterungsplatine für den C64, welcher einen bestehenden IC Baustein ersetzt. Ich könnte diesen nun einfach einlöten, eine schönere Lösung ist aber ein Sockel, so kann man jederzeit wieder zum Ursprungszustand zurück.
Fazit
Die nachträgliche Installation eines Sockels auf einem alten C64 Board bedarf erweiterter Lötkenntnisse und jede Menge Geduld. Ich konnte für mein Projekt erfolgreich den C64 Kernal ROM sockeln. Um mein Glück nicht herauszufordern belasse ich es auch dabei. Wer viel Zeit und Geduld hat kann alle IC Bausteine Sockeln. Der Betrieb vom Commodore 64 wird dadurch nicht beeinträchtigt, man kann dadurch die Bausteine aber recht einfach und schnell tauschen.