Retro PC Projekt – Hardware
Mein neues Projekt ist mein Retro PC. In meiner alten PC reparieren Artikelreihe hab ich euch ja schon ausführlich und begeistern über das Projekt berichtet, in dem ich meinen alten PC reaktiviert habe. Es hat so viel Spaß gemacht, dass ich das nun nochmals wiederhole. Diesmal mit meinem uralt PC….meinen ersten Pentium 3 Rechner, den ich aus dem Keller meiner Eltern mitgenommen habe. Erlebt mit, wie ich meinen 20 Jahre alten Rechner wieder fit mache.
Retro PC Projekt – Hardware
Mein alter Pentium 3 Rechner (ich nenne den nun einfach mal so), wurde sicher 3 Jahre intensiv genutzt und irgendwann durch einen Pentium 4 ersetzt. Die letzten 15 Jahre wurde er wohl nur sporadisch verwendet. Ich kann mich noch gut an die Zeiten erinnern, in denen ich Windows 98 fast monatlich neu installiert habe, weil „Ausnahmefehler 0e“ die Regel und der Systemstart immer langsamer wurde. Windows XP hat den Rechner dann nutzlos gemacht. Ich hab mir den Rechner also geschnappt, mit nach Hause genommen und gleich mal zerlegt.
Bestandsaufnahme / Reinigung
Neben Staub, Dreck waren auch Spinnennetze und sogar ein altes Spinnennest im Gehäuse zu finden. Es war teilweise recht ekelig den zu putzen, man fühlt sich fast wie ein Archäologe auf der Ausgrabung. Wie immer mit dabei war ein feuchtes Tuch für den Staub und eine alte Zahnbürste für empfindliche Teile und die ganzen unerreichbaren Ecken und Kanten. Nach eine bis zwei Stunden war der Rechner dann komplett zerlegt und gereinigt. Schon interessant, wie selbst alte verstaubte Hardware mit etwas Liebe wieder wie neu aussieht… Zeit für die Bestandsaufnahme. Ich wusste zu dem Zeitpunkt relativ wenig über das System…außer, dass es ein Pentium 3 sein musste.
Hardware
Ich habe in dem Gehäuse folgende Hardware gefunden:
- eine Pentium 3 CPU mit 500 MHz
- ein Motherboard, vermutlich ein Chaintech 6VTA2-D100N ATX
- 2 mal 64 MB SD-RAM getaktet mit 100 MHz
- eine NVIDIA Riva TNT2 32 MB Grafikkarte
- eine Netzwerkkarte
- eine 13 GB große IDE Festplatte
- ein CD Laufwerk
- ein Disketten Laufwerk
- ein 250 Watt Netzteil
Soweit ich mich erinnern kann, kam der PC Ursprünglich mit einer ATI Rage 128 Grafikkarte, die wurde mal getauscht (es war noch die Zeit in der man alle paar Monate die Hardware aufrüsten musste). Die alte Grafikkarte hab ich zwar immer noch und die dürfte auch funktionieren, ich werde in dem Projekt aber schon die bessere verwenden. Beide sind zudem passiv gekühlt, macht energietechnisch wohl keinen Unterschied.
Details
Bei so alter Hardware macht es Spaß die einzelnen Teile etwas im Detail zu betrachten. Keins der Teile war damals etwas besonderes, generell war der PC wohl eher Standard und im mittleren Preissegment angesiedelt. Heute findet man diese Hardware wohl auf Dachböden, Flohmärkten oder vereinzelt auch auf Tauschbörsen.
CPU
Herz des ganzen Systems ist eine Pentium 3 Katmai CPU mit einer Taktfrequenz von 500 MHz. Das besondere daran ist aus heutiger Sicht die Slot-1 Bauform. Die CPU kommt auf einem Board mit passivem Alu-Kühlergrill und darauf einem kleinen aktiven Lüfter. Die Bauform erinnert an heutige Grafikkarten. Dieser CPU Slot wird vertikal auf das Motherboard gesteckt. Diese Form gab es nur bei den ersten Pentium Prozessoren und ist schon fast historisch. Man kann die CPU relativ einfach abstecken, das heißt man kann diesen mit wenigen Handgriffen zwischen mehreren PCs tauschen.
RAM
Der Hauptspeicher meines Retro Rechners besteht aus SD-RAM Bausteinen die entweder auf 100 MHz oder 133 MHz getaktet sind. In der vorgefundenen Konfiguration waren 2 64 MB große, aber unterschiedliche Riegel vorhanden. Offenbar kam der Rechner mit lediglich 64 MB RAM und wurde irgendwann aufgerüstet. Beide sind auf 100 MHz getaktet.
Mit 64 MB RAM läuft Windows 98 ganz gut. Ich habe mir aber noch ein paar gebrauchte Riegel dazugekauft. Insgesamt hat das Motherboard leider nur 3 Steckplätze, weshalb in meiner aktuellen (finalen?) Konfiguration 2 mal 128 MB und einmal ein 64 MB Riegel eingesetzt sind. Alle drei jedoch auf 133 MHz getaktet. Ich hab mir da gleich eine Packung mit 5 Riegel für knapp 10 € liefern lassen. Gebrauchte uralt Standard Hardware ist relativ günstig.
Motherboard
Die Hauptplatine meines Rechners ist das große Sorgenkind. Sie funktioniert problemlos und sieht nach der Reinigung auch aus wie neu, wie ich aber zuletzt festgestellt habe ist der Fabrikant, die Firma Chaintech vor einiger Zeit in eine neue Form umgewandelt und dabei dürften Altlasten einfach entfernt worden sein (wie der ganze Bestand alter Treiber). Deshalb habe ich sehr lange nach brauchbaren Treibern suchen müssen. Im Internet findet man für das Board zahlreiche Links auf Treiber, jedoch ist die betreffende Seite der Firma nicht mehr erreichbar. Neben dem Treiberproblem ist das Design des Boards etwas merkwürdig. Besonders geärgert hat mich die BIOS Batterie, die direkt unter der Grafikkarte steckt. Um da verschiedene Konfigurationen des Setups zu testen samt Reset (Batterie entfernen) ist das äußerst mühsam, da man immer zuvor die Grafikkarte ausbauen muss.
Besonders interessant am Board ist der Aufdruck: „Year 2000 Compliant„. Dazu muss man wissen, dass der Rechner vor 2000 gekauft wurde und gegen Ende des letzten Jahrtausends große Besorgnis herrschte. Man ging schon von einem Millennium Kollaps aus, wenn das Datum von 99 auf 00 springt. Folglich wurden Produkte besonders für ein Jahr 2000 Kompatibilität beworben, so wie auch das Board. Wie bekannt ist, war damals zu Silvester genau gar nichts…
Netzwerk und Grafik
In einem Aufwasch nenne ich auch noch die beiden Zusatzkarten die angeschlossen waren. Oben im Bild zu sehen ist die Netzwerkkarte. Zu jener Zeit war es nicht üblich einen Ethernet Anschluss direkt im Board zu verbauen. Das wurde direkt von einer eigenen Karte gemacht. Anhand der Größe der Karte kann man feststellen, dass hier noch große Fortschritte in der Miniaturisierung gemacht wurden. Die Karte ist größer als mein Raspberry Pi, der ein vollwertiger Rechner mit eigenem Ethernet Anschluss ist. Es handelt sich um ein 100 mBit Ethernet.
Die Riva TNT2 Grafikkarte fällt durch die blaue Farbe des Boards auf. Sie wurde später nachgerüstet und war eine sehr gute Karte gegen Ende des letzten Jahrtausends. Man erkennt schön die 4 8 MB RAM Bausteine die sich um die passiv gekühlte GPU ansiedeln. Die Karte hat lediglich einen VGA Ausgang – sonst gar nichts! Heute haben viele Motherboards eine eigene kleine Grafikeinheit und können auch ohne eigene Grafikkarte verwendet werden. Bei diesem Rechner kann man ohne diese Grafikkarte gar nichts machen.
Fotos
Noch ein paar Fotos um zu zeigen wie der PC fertig zusammengebaut aussieht:
Bemerkenswert ist, dass das Gehäuse Gilb angesetzt hat. Genau wie beim Amiga 500 erkennt man deutlich die Gelbfärbung, vor allem im oberen Bereich. Die weiße Tastatur und die weiße Maus sehen ähnlich seltsam aus. Interessant ist, dass der Gilb extrem komisch verteilt ist. Im Prinzip sollte Sonneneinstrahlung diese Veränderung begünstigen, aber dann nicht regelmäßig…außer wir hatten einen sehr merkwürdigen Vorhang.
Fazit
Ein neues Projekt mit alter Hardware. Ich bin froh, dass ich meinen ersten PC wieder gefunden habe und kann nun viel Zeit in die Revitalisierung des alten Rechners stecken. Der PC kann heute nur noch als Retro PC verwendet werden, es ist aber sehr interessant sich mit so alten Themen beschäftigen. Da sind Tasks die heute einfach sind noch ein riesiges Problem….aber dazu ein einem der folgenden Artikel mehr.
Was denkt ihr darüber? Habt ihr auch noch irgendwo einen alten PC stehen oder habt ihr den längst entsorgt? Macht es Sinn, einen Retro PC aufzusetzen um beispielsweise alte Spiele auch auf originaler Hardware zu zocken?
Hardware | Betriebssystem | Treiber | Joystick reparieren | Sound Blaster Live!
Ich habe mir das auch schon mal vorgenommen aus den vielen uralten Komponenten, die ich hier rumliegen habe, mal wieder einen PC zusammenzuschrauben. Aber irgendwie konnte ich mich nie dazu aufraffen. Ob es Sinn macht? Naja, höchstens aus Nostalgie Gründen. Allein um alte Software zum laufen zu bringen, ist das nicht notwendig. Das bekommt man auch mit virtuellen Machinen oder Emulatoren hin.
Ich habe letztens eine interessante Erfahrung gemacht als meine Kinder das erste mal Giana Sisters am Amiga 500 gespielt haben… die kennen ja nur Touch Eingabe vom Tablet und waren ganz fasziniert vom Joystick. Die Haptik geht heute mit Emulation und mobilen Geräten verloren…
Ich habe das gleiche Board und finde leider keine Treiber dafür 🙁 Kannst du mir eventuell einen Link nennen, wo du die Treiber gefunden hast? Das würde mir sehr helfen. Vielen Dank schonmal!
ich habe dir dazu eine Mail geschickt.
Wirklich toll, durch die Recherche nach PC-Gehäusen bin ich durch Zufall hier gelandet.
Mein erster PC war auch ein P 3 mit 500 MHz als Slot 1 auf einem Shuttle-Board. (64 MB SD-RAM, 12,7 GB HDD von Samsung, ALS400 Sound-Karte usw.)
Habe mir damals mit einem 56k-Modem Arbeitsspeicher bei Alternate bestellt – drei mal 256 MB!
Windows 98SE profitierte davon schon nicht mehr – mit Windows XP (OHNE SP!) wurde das Gerät nochmal zur kleinen Rakete (ab SP1 wurde er zum U-Boot, langsam und träge) – davon abgesehen habe ich den FSB angehoben – mit Jumpern. 😂Damit natürlich auch den PCI-Takt und meine Soundkarte brauchte einen passiven Kühlkörper, damit sie nicht mehr ausstieg.
Später mit einer GeForce 2 MX-400 – natürlich übertaktet bis zu den ersten Bildfehlern und dann 5 MHz zurück. Das waren Zeiten… jeder Start ein Erlebnis, leben am Limit und ohne die Treiber-CD‘s war man so am Ar***! 😂
… und die Programme – also Start -> Programme – das Menü mit mehr Zeilen als Excel – klappte sich bei mir zwischen zwei und drei Mal auf – heute bekommt man auf 12,7 GB (fast) nichtmal das Betriebsystem.
Danke, du hast sehr schöne Erinnerungen geweckt. 🥺😭