C++ Entwicklung unter Windows 3.1
Wie funktionierte die C++ Entwicklung unter Windows 3.1? In den Weihnachtsferien habe ich genug Zeit um mit meinem neuen DOS PC das erste Projekt durchzuführen. Ich möchte in C++ ein Programm programmieren. Das ganze auf dem alten Rechner und einer alten Entwicklungsumgebung.
C++ Entwicklung unter Windows 3.1
An einem durchschnittlichen Arbeitstag sitze ich gut 7 Stunden mit geöffnetem Visual Studio 2017 und programmiere C++ Programme. Was man an der modernen Entwicklungsumgebung und dem Betriebssystem hat wird erst klar, wenn man den direkten Vergleich hat. Aus diesem Grund Reise ich gut 25 Jahre in die Vergangenheit und installiere mir das Borland C++ 3.1 Application Framework. Das kommt mit 2 IDEs, eine für Windows 3.1 und eine für DOS.
Installation
Die Installation ist für heute Verhältnisse eine Qual. Die IDE kommt auf insgesamt 18 Disketten. Glücklicherweise kann man die Software als Archiv Herunterladen und den Inhalt der 18 Disketten Images in einen Ordner kopieren. Von dort aus läuft die Installation in einem Rutsch durch. Mein DOS PC bootet von einer SD Karte die man schnell mal am Windows 10 PC in den Card Reader stecken kann und die Dateien kopiert.
Entwicklungsumgebung
Auf den ersten Blick unterscheidet sich die IDE von Borland C++ nicht von dem eines aktuellen Visual Studios. Vergleicht man es mit den frühen Versionen von Visual C++ könnte man fast meinen Microsoft hätte es kopiert. Die IDE ist eine typische MFC Anwendung in der mehrere Dokumente offen sein können. Im Screenshot sieht man neben der Quelldatei auch noch ein Meldungsfenster für die Ausgaben des Compilers und des Linkers. Das gestartete Programm wird in einem extra Fenster geöffnet. Die Konsole ist unter Windows 3.1 noch eine Fenster mit schwarzem Text auf weißen Hintergrund.
Die Leiste mit den Icons ist sehr aufgeräumt, es gibt tatsächlich nur die wichtigsten Funktionen als Symbol für:
- Hilfe
- Datei öffnen
- Datei speichern
- Suche
- Suche / Ersetzen
- Kopieren / Einfügen
- Rückgängig
- Compilieren
- Linken
Alles weitere kann über die Menüleiste aufgerufen werden. Trotz niedriger Bildschirmauflösung und noch beschränkte Integration (zum Beispiel kein Rechtsklick) findet man sich aber schnell zurecht und kann gleich loslegen. Ich habe mich gleich mal an einem klassischen Hallo Welt Programm versucht.
Sehr interessant ist, dass wir uns in einer Zeit vor der ersten großen Standardisierung von C++ befinden. Deshalb gibt es noch kein std Namensraum und auch kein iostream. cout funktioniert deshalb noch nicht so einfach.
Einstellungen
Ich habe mein erstes Programm erstellt und es fällt auf, dass die IDE die EXE Datei ins Borland bin Verzeichnis zu all den EXE Dateien der IDE schmeißt. Das ist doch sehr unüblich (aus heutiger Sicht) und deshalb habe ich das in den Einstellungen auf einen neu angelegten Ordner geändert.
Praxis
Nach den ersten Minuten zur Eingewöhnung in die IDE findet man sich recht schnell zurecht. Interessant wird es später, wenn man effektiv arbeiten möchte. Windows ist ein System auf dem man mehrere Programme laufen lassen kann. Als typischer Programmierer wechselt man zwischen IDE, Explorer, Hilfe und geöffneten Office Dokumenten oft hin und her. Das ist eine der großen schwächen von der letzten Windows Version vor Windows 95. Es gibt keine Taskbar über die man schnell mit der Maus Fenster wechseln kann. Es bleibt nur das Minimieren vom Fenster, sind alle klein sieht man alle geöffneten Programme als Symbol auf dem Schirm…sieht etwas wie ein Desktop von Programmen im Hauptspeicher aus.
Alternativ dazu hilft die Tastatur. ALT+TAB wechselt das gerade aktive Programm. Hat man jedoch sehr viele offen dauert das durchwechseln schon mal und nervt, wenn man wieder mal ein Programm zu weit gewechselt hat.
Fazit
Der erste Retro Programming Ausflug ging ins Jahr 1992 und zur Borland C++ 3.1 IDE. C++ Entwicklung unter Windows 3.1 war gar nicht so anders als die C++ heute ist. Es sind hauptsächlich Komfortfunktionen hinzugekommen. Als Programmierer fühlt man sich trotzdem recht schnell zu Hause. Ich kann mir gut vorstellen in der Folge auch mal eine kleine MFC Anwendung für Windows 3.1 zu schreiben. Mal sehen…würde mich auf Kommentare freuen und ob ihr mehr dazu lesen wollt.
Wo haste die Software her?
So alte Software ist kaum noch zu bekommen.
Ich bin mir nicht ganz sicher woher ich die Software für diesen speziellen Artikel her habe, das meiste lade ich aber von winworldpc.com. Da findet man fast alles für Retro Windows bzw. DOS Systeme.