Microsoft Office 4.3 im Test
Im letzten Artikel habe ich berichtet, dass Microsoft mit Office 356 versucht auch Privatkunden stärker an seine Microsoft Cloud (Azure) anzubinden. Doch wie war das damals unter Windows 3.11? Was hat sich seit Microsoft Office 4.3 geändert?
Microsoft Office 4.3 im Test
Es ist wieder Zeit für meinen DOS PC. Auf diesem installiere ich Microsoft Office 4.3. Kommt mit auf eine Zeitreise in die frühen 90er Jahre noch vor der Umstellung auf Windows 95 und dem neuen Windows Desktop. So sahen Büros 1994 aus.
Installation
Die Installation von Programmen war früher recht umständlich. In den frühen 90er Jahren waren Disketten als Speichergeräte üblich, für Umfangreiche Software waren oft dutzende nötig.
Vorbereitung
Microsoft Office 4.3 kommt auf ingesamt 24 Disketten. Man bekommt eine Kopie der Software auf winworldpc.com, Microsoft Office 4.3 kann als Archiv heruntergeladen werden, in diesem befinden sich24 Disketten Images. Diese *.img Dateien lassen sich zum Beispiel mit dem Programm WinImage öffnen, man könnte nun den Inhalt jedes einzelnen Images auf eine 3,5 Zoll Diskette kopieren, das würde ein authentisches Setup erlauben. Leider hat diese Methode den Nachteil, dass sie sehr lange dauert. Man kann schon mal 2 Stunden einplanen – das muss nicht sein.
Mein DOS PC startet von einer eingebauten SD Karte, diese lässt sich auch ganz normal am Windows 10 Rechner, Mac OSX oder Linux öffnen. Deshalb erstellt man auf einer Partition in einem MSOFFICE Ordner einfach 24 Ordner mit den Namen DISK1 – DISK24 und kopiert dort die Daten jedes Image rein.
Microsoft Office installieren
Für die Installation wechseln wir ins Windows. Bei mir ist das klassisch Windows 3.11, schließlich möchte ich die Zeit bis Windows 95 möglichst gut abbilden. Im Dateimanager finden wir im DISK1 Ordner die setup.exe Datei. Diese startet die Installation in der man entweder im Minutentakt Disketten wechseln darf oder die in wenigen Minuten durchläuft.
Die Installationsroutine zeigt ein für Windows 3.11 typisches Bild. Der Blau-schwarze Hintergrund mit geringer Farbtiefe. Einige Dialog weiter darf man die Installation konfigurieren. Nachdem Office ein Paket mehrer Programme ist lässt sich das Setup individualisieren. Neben den Standardeinstellungen Typical, Laptop und Complete könnte man noch jedes einzelne Programm ein oder ausschalten.
In den frühen 90er Jahren war der Speicher auf der Festplatte noch teuer und oft gering. Gerade für Laptops war eine minimale Installation oft unausweichlich. Interessant ist, dass es diese Optionen auch weit in die 2000er Jahren noch gab. Office 2010 beispielsweise bietet ebenfalls eine Standard, volle oder individuelle Installation an. Erst in den letzten Office Versionen wird nur komplett installiert. Ich installiere alles in die Standardverzeichnisse. Unter DOS und den frühen Windows Versionen war es üblich Programme direkt unter C: zu installieren. Das ist heute undenkbar und von Windows nicht mehr gestattet.
Die Komplettinstallation wählt alle Komponenten aus und zeigt Speicherplatz und Details. Außerdem wird der gesamt benötigte Platz angegeben. 128 MB sind das, glücklicherweise habe ich genug. Die Anzeige der verfügbaren 999 MB ist nicht korrekt, da die Partition 2 GB groß ist. Offenbar hat der Entwickler des Setups nie mit freiem Speicher von mehr als 1 GB gerechnet. Wieso auch? Kein Mensch braucht so viel Platz.
Ist das Setup fertig, dann wird noch eine Programmgruppe mit den Links auf die ausführbaren Dateien erstellt. Wir sind fertig und können produktiv arbeiten.
Die Programme
Aus heutiger Sicht fällt eines sofort auf: die Icons sehen ganz anders aus. Microsoft Office wurde immer wieder neu erfunden. Zumindest von der Optik. Das Interface der einzelnen Programme ähnelt selbst nach fast 30 Jahren noch der aktuellen Version. Es gibt zwar mehr Funktionen, im Kern hat sich das Office aber nicht verändert (es wurde nur weiterentwickelt).
Word
Microsoft Word ist und war schon immer das Hauptprogramm von Office. Ich behaupte jeder der in den letzten 30 Jahren einen PC verwendet kennt das Programm. Ob man es nun in der Arbeit produktiv einsetzt, damit die Hausübung geschrieben hat oder nur die Bewerbung – Word ist vermutlich das Programm des PCs.
Auf den ersten Blick mag das Interface ganz anders aussehen. Statt dem Ribbon gibt es unter der Menüleiste zwei Leisten mit Buttons. Dieses Design war bis Office 2010 üblich. Zusätzlich sieht die Titelleiste des Fensters anders aus. Es ist im Design von Windows 3.11, die bekannten 3 Knöpfe für Minimieren, Vollbild und Schließen kommen erst ab Windows 95 dazu. Ansonsten erkennt man jedoch so gut wie alle Funktionen anhand der Icons wieder. Soviel sich auch verändert hat, die Icons sind auch heute noch Identisch.
Vom Funktionsumfang ist Word natürlich etwas begrenzter als die aktuelle Version aus Office 2019, die Arbeit mit dem Programm unterscheidet sich aber für einfache Dokumente fast gar nicht. Die Basisfunktionen sind mit denen eines modernen Programms identisch. Das einzig augenscheinliche ist das Dateiformat. Unter Office 4.3 wird eine Word Datei standardmäßig noch als *.doc abgespeichert, in der aktuellen Version mit *.docx.
Excel
Ich denke die meisten Anwender haben großen Respekt vor dem Programm. Excel ist ein Tabellenkalkulationsprogramm mit dem man oft sehr schnell Daten analysieren und grafisch (Diagramme) aufbereiten kann. Mit Formeln kann man eigene Formulare erstellen die vollautomatisch Werte schreiben und das Formular komplettieren.
Eine Arbeitsmappe (Book) besteht aus Seiten (Sheet) auf denen man jeweils eine Tabelle findet in der man seine Werte und Formeln eintragen kann. Mein kleines Beispiel der Zugriffszahlen auf den Blog zeigt wie einfach man auch schon Anfang der 90er Jahre Diagramme erstellen konnte. Für die meisten Anwendungen ist Microsoft Excel der Office 4.3 Version nach wie vor praxistauglich. Wie auch bei Word fällt die Änderung des Standardformats von *.xls zu *.xlsx auf.
Power Point
Vor 25 Jahren konnte man bereits Power Point Präsentationen erstellen und ablaufen lassen. Eine gravierender Unterschied zur heutigen Version ist bereits vor dem Start des Programms offensichtlich. Es gibt PowerPoint als Programm und zusätzlich noch einen PowerPoint Viewer. Mit dem einen erstellt man die Präsentation, mit dem anderen lässt sich diese *.ppt Datei abspielen. Denkt man zurück an den begrenzten Speicherplatz, dann macht das Sinn. Auf dem Präsentationsgerät (Laptop) war vermutlich ein Viewer ausreichend.
Wenn wir uns nun eine einfach Präsentation erstellen, dann ist eines ebenfalls schnell sichtbar: die geringe Farbtiefe. So schön die Vorlage auch sein mag, durch die Begrenzung auf 16 bzw. 256 Farben erreichen die Vorlagen nicht mal annähernd die Qualität von heute.
Access
Unter Microsoft Office 4.3 gab es auch schon das beliebte Programm Access. Mit diesen konnte man bereits vor über 25 Jahren Datenbanken anlegen und dort Tabellen definieren. Wie für eine Datenbank üblich konnte man dort seine Daten abspeichern.
Das Programm verhält sich im Ansichtsbereich ähnlich wie der Windows „Desktop“ unter 3.11. Jede Tabelle wird als Icon abgelegt, das erleichtert den späteren Zugriff auf einzelne Tabellen. Über den Dialog lassen sich diese bearbeiten und damit Interagieren. Man erstellt Formulare zur Dateneingabe und Berichte (Reports) um diese schnell auf Papier zu bringen.
Sonstiges
Der Funktionsumfang von Office war früher gefühlt größer. Das hat damit zu tun, dass bestimmte Dinge in extra Programme ausgelagert war. Bemerkenswert ist beispielsweise, dass man einen Media Player findet. Ab Windows 95 ist dieser beim Betriebssystem integriert. Windows 3.11 war offenbar noch nicht auf Multimediale Inhalte ausgelegt.
Vergleich
Es fällt auf, dass die Grundfunktionalität der Office Programme auch vor 25 Jahren bereits die selben waren. Der Umstieg auf die Software der frühen 90er Jahre würde bis auf wenige Ausnahmen für übliche Arbeiten möglich sein. Tatsächlich gibt es wenig Gründe sich alle paar Jahre Office neu zu kaufen. Ein Programm vermisst man jedoch in Microsoft Office 4.3: Outlook. Anfang der 90er Jahre war das Internet noch nicht so wie es heute ist. Office hatte keinen Mail Client, in diesem Bereich hatten zuerst noch andere Hersteller die Nase vorne. Microsoft war offenbar früher auch schon sehr konservativ unterwegs.
Fazit
Es war ein spannender Nachmittag in dem ich in meiner DOS PC Zeitmaschine in die frühen 90er Jahre gereist bin. Microsoft Office 4.3 ist überraschend gut zu bedienen und hat bereits die bekannten Funktionen. Man könnte die meisten Aufgaben auch in der alten Version erledigen.
Welche Office Version war eure erste? Kauf ihr regelmäßig die aktuelle Office Version oder arbeitet ihr in älteren Versionen oder mit alternativen Produkten?