486er DX Restauration – Teil 2
Im letzten Teil habe ich euch bereits kurz mein 486er DX Motherboard vorgestellt. Es stellte sich heraus, dass es einen Akkuschaden hat, der Bereich um den Akku zeigt die klassische Grünverfärbung. Als Sofortmaßnahme wurde der AKku entfernt und das Board mit Essigreiniger gewaschen.
486er DX Restauration – Teil 2
Nach einer Woche trocknen ist das Board nun für den ersten Test bereit. Nach wie vor weiß ich nicht, ob es überhaupt noch funktioniert. Im Testsetup verwende ich eine ISA Grafikkarte und ein Netzteil mit einem ATX auf AT Adapter (ich habe leider kein so altes Netzteil mehr).
Der erste Test
Nach dem Power on reagiert der angesteckte Bildschirm und zeigt das bekannte Bild eines bootenden PCs. Das BIOS läuft, der Prozessor wird warm, es gibt eine Ausgabe am Bildschirm. Wie zu erwarten zeigt mir der Rechner, dass es ein Problem mit der BIOS Batterie gibt. Das ist klar, es gibt keine mehr. „CMOS checksum failure“ und „CMOS display type mismatch“ sind dadurch erklärbar.
Doch Moment, was ist dieser „Keyboard error“? Offenbar funktioniert das Keyboard nicht. Mit F1 geht es nicht weiter, keine der Tasten löst irgend eine Reaktion aus. Da der Keyboard Port direkt neben der CMOS Batterie liegt ist da ein Schaden an einer der Leiterbahnen denkbar. Na toll, ich habe noch nie ein Motherboard repariert.
Motherboard reparieren
Ich habe zwei Theorien zur Fehlerursache:
- ein kaputtes Keyboard BIOS
am Rand und unter dem Keyboard BIOS IC Chip war auch Grünspan ersichtlich. Möglicherweise ist dort Batterieflüssigkeit eingedrungen und hat den Chip zerstört. Das wäre vermutlich nicht zu reparieren. - eine defekte Leiterbahn
die wahrscheinlichere und bessere Fehlerursache wäre eine defekte Leiterbahn. Obwohl ich dir Oberfläche auf beiden Seiten des Boards gründlich gereinigt habe kann es dennoch sein, dass die Leiterbahn intern schon durchtrennt ist. Gerade die eine an der Oberfläche neben der Batterie zeigt starke Korrosion.
Was tun? Das Problem an solchen Schäden ist, dass man im Internet so gut wie keine Informationen findet. Ich kenne auch niemanden der schon so etwas repariert hätte, man muss auf eigenes Wissen aufbauen und vorsichtig nach einer Lösung suchen.
Fehlersuche
Der erste Schritt ist meist messen. Mit einem Multimeter kann man feststellen, ob eine Leiterbahn leitet. Dazu legt man den einen Kontakt an den Ursprung, den anderen an das Ende der Bahn. Das Multimeter sollte piepsen. Leider sind so nicht alle Kontakte zugänglich, bei den gemessenen Kontakten auf der Rückseite passt aber alles. Das obwohl die Bahnen teils gar nicht gut aussehen. Zusätzlich habe ich dann noch +5V und GND vom Tastaturstecker gemessen, dort lieferte mir das Multimeter bei eingeschaltetem Board auch die erhofften 5 Volt. Infos zu dem Pinout der AT Mainboard Keyboard Anschlusses zeigt dir Grafik. Mitte ist Daten, links davon ist Masse und rechts davon die Spannung. Die Tastatur Stromversorgung funktioniert also.
Die beiden Bilder sollen den Sachverhalt nochmals demonstrieren. Das erste zeigt die angegriffenen Leiterbahnen vor der Behandlung mit Essig. Diese Bahnen funktionieren alle noch, sehen aber angegriffen aus. Das zweite Bild zeigt die stark angegriffene Leiterbahn der Tastatur (Datenleitung). Es stellt sich heraus, diese Leiterbahn ist kaputt.
Ich habe nun bereits den Fehler vorweg genommen. Es ist aber nicht möglich die Bahn neben dem Akku zu testen, da sie den Ursprung irgendwo unterhalb vom Tastaturanschluss hat. Was tun? Wieder habe ich meinen Lötkolben ausgepackt und vorsichtig die 7 Lötstellen dieses Anschlusses von unten ausgelötet (mit Lötpumpe). Nachdem ich den Stecker entfernt habe zeigt sich, dass diese Leitung die Datenleitung (mittlerer Pin) ist. Ohne Daten, keine Tastatuseingabe.
Reparatur
Der einfache Teil ist nun die Reparatur. Eine Leiterbahn zu reparieren ist durch speziellen leitenden Lack und abschleifen des Boards möglich, aber sehr schwierig. Ich weiß, beziehungsweise zu dem Zeitpunkt vermute ich es noch, dass diese Leitung kaputt ist. Ich kenne den Ursprung und die Quelle, also löte ich einfach einen Beipass. Das heißt ein Kupferkabel als Ersatz. Sieht zwar nicht mehr original aus, ist aber funktionell. Abschleifen und lackieren könnte das Board auch stark optisch deformieren. Kabel anlöten ist schnell gemacht, der erste Test mit dem provisorisch schnell angelöteten Kabel funktioniert auch gleich – ich bin mega happy. Das ist die billigste Reparatur eines solchen Boards überhaupt. Hätte viel schlimmer sein können. Noch Bilder wie das nun aussieht:
Nach dem Anschluss an das Netzteil bootet das Board wieder und mit betätigen der ENTF Taste lande ich im BIOS. Dort kann ich problemlos Navigieren, es lässt sich kein Problem der Tastatureingabe feststellen.
Fazit
Mein 486er Board läuft. Trotz Akkuschaden ist es mir mit recht einfachen Mitteln gelungen dieses wieder lauffähig zu machen. Die Reparatur war super einfach, die Fehlersuche jedoch schwer. Insgesamt habe ich mehrere Wochen benötigt. Habe viel recherchiert und mir für dieses Board viel Zeit genommen. Das Löten war meine letzte Option, die zum Glück funktioniert hat. Das Board ist mittlerweile recht viel Wert und wird dank der Begeisterung für Retro im Wert die nächsten Jahre auch noch weiter steigen.
Mit einem Board alleine kommt man aber nicht weit. Es wird Zeit mit der Restauration fortzufahren und einen Retro DOS PC zu bauen!